Endlich die eigene Weltkarte erstellen? In diesem Beitrag erfährst du, wie daran herangehen kannst. Du selbst weißt vermutlich schon lange wie deine eigene Fantasy-Welt aussieht. Vielleicht hast du sogar schon ein paar Skizzen angefertigt und eine Karte erstellt. Jetzt kann man diese Karte ja einfach in das Buch packen, oder?
Man sollte sich vorher lieber noch einige Fragen stellen.
Braucht der Leser eine Karte?
So schön sie auch gestaltet ist, vielleicht ist euer Buch so geschrieben, dass man gar keine Karte benötigt. Vielleicht spielt die Geschichte ja nur in einem einzigen Dorf und die Außenwelt wird nie erwähnt. Dann gehört die Karte eher in einen potenziellen Nachfolger, in welchem man vielleicht mehr von der Welt sieht und erfährt. Aber keine Sorge, deine Weltkarte kann vielleicht trotzdem ins Buch.
Bietet die Weltkarte einen Mehrwert?
Im besten Fall zeugt eine Weltkarte von der Hingabe, die in das Erdenken der Welt geflossen sind. Denn eine große und detaillierte Welt bietet potenziell viel Platz für Geschichten. Also bietet sich so eine Karte besonders bei einem mehrteiligen Epos an, bei dem vielleicht auch zwischen Orten gesprungen wird. Wenn sie dann noch visuell beeindruckend ist, dann kann eine Weltkarte den Gesamteindruck des Buches sehr aufwerten. Das gilt übrigens auch für weitere Bilder im Buch – dazu komme ich bald in einem separaten Beitrag.
Die Karten in „Die Legende von Kados“ sind beispielsweise eher schlicht gehalten. Sie sind einfach nützlich, damit sich der Leser besser in der Welt orientieren kann. Das alles ohne ewige Erklärungen – das hat einige Vorteile, die du in meinem Beitrag über Bilder in Büchern erfährst.
Wie viel Karte darf es sein?
Wenn du dir einen ganzen Planeten erdacht hast, dann gerne alles. Spielt das Buch nur in einem Land? Dann vielleicht nur dieses Land. Grenzen noch andere Länder an dieses Land, die in der Geschichte erwähnt werden? Deute sie lieber zumindest an.
Handgezeichnet, eingescannt und digital nachbearbeitet und korrigiert. Die Schrift ist eine Fantasie-Schrift aus der Buchreihe namens „Alt-Kadonisch“. Mit ein bisschen Übung kann man sie recht schnell lesen und schreiben.
Manchmal ist weniger mehr. Das kann es dem Leser einfacher machen sich zu orientieren. Solltest du eine Buchreihe schreiben, dann bietet es sich zum Beispiel an, langsam mehr und mehr von der Karte hinzuzufügen. Das lässt dir auch Spielraum, falls du noch etwas änderst, nachdem du den Vorgänger bereits veröffentlicht hast.
Bei „Eine letzte Reise„ habe ich eine vom Hauptcharakter gezeichnete Weltkarte eingefügt. Es ist vollkommen logisch, dass er nur zeichnen kann, was er weiß. Dadurch entdeckt der Leser die Welt quasi zusammen mit dem Hauptcharakter. Zudem habe ich gehofft, dass es ein schöner Moment für den Leser ist, wenn er umblättert und plötzlich das erste Mal eine konkrete Übersicht über die Welt hat. Aber Achtung, das hat natürlich auch die Gefahr einer sogenannten kognitiven Dissonanz!
Vielleicht hat der Leser sich die Weltkarte ja ganz anders ausgemalt und ist jetzt mit einer völlig anderen Vorstellung konfrontiert. Im besten Fall hat man die Welt bisher so gut beschrieben, dass das nicht passiert. Aber lieber gleich eine Karte und Bilder verwenden, während man diese beschreibt und nicht erst lange danach. Sonst kommt es vielleicht zu dem bekannten Problem, das viele Leute mit manchen Buchverfilmungen haben: „So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.“
Übrigens lässt eine unvollständige Weltkarte einen gewissen Gedankenspielraum für den Leser. Wie groß ist die Welt wohl? Habe ich schon alles gesehen? Was für Abenteuer könnten jenseits des Meeres warten? Das kann das Interesse an der eigenen Welt wecken, solange es nicht hierzu umschlägt: Wo soll das denn jetzt sein?
„Keine Heimkehr„, der Nachfolger von „Eine letzte Reise“, hat eine Karte der bisher bekannten Welt direkt auf einer den letzten Seiten. Es ist einfach schön, wenn man mit einem Blick seinen Wissensstand vom letzten Buch noch einmal auffrischen kann. Vielleicht sind ja schon ein paar Tage, Wochen oder sogar Monate seit dem letzten gelesen Band der Reihe vergangen. In diesem Fall habe ich die Weltkarte sogar über zwei Seiten gestreckt. Das war ein Experiment und ist gelungen. Man kann alles lesen und es sieht gut aus. Mehr über die Welt und eine aktuelle Karte findet ihr auch auf dieser Website, im Glossar.
Gibt es die vier Himmelsrichtungen?
Auf der Erde gibt es Norden, Osten, Süden und Westen. Du hast diese Himmelsrichtungen vielleicht auch in deinem Buch so genannt. Das ist auch gut so, denn wahrscheinlich müssen die Leser schon mit genug anderen selbsterfundenen Begriffen und Namen umgehen. So habe ich es bei „Die Legende von Kados“ auch gemacht. Dadurch wird dem Leser die Orientierung ein bisschen erleichtert.
Andererseits kann es auch schön sein, wenn man gänzlich auf Bezeichnungen aus der realen Welt verzichtet. Dazu zählen vielleicht auch Zeitangaben, Längenangaben und mehr. Dazu mehr in meinem Beitrag über erfundene Zeiteinteilungen und Maßeinheiten.
Ob ihr nun die klassischen vier oder selbst ausgedachte neun Himmelsrichtungen habt: Markiere diese am besten auf der Karte. Dadurch ist es angenehmer für deine Leser die Angaben im Text nachzuvollziehen. Hier ein paar Beispiele aus meinen Büchern:
Wie erstelle ich meine Karte, wenn ich noch keine habe?
Ob handgezeichnet und eingescannt oder direkt digital erstellt – die Wahl liegt bei dir. Es gibt sogar Online-Tools, wie inkarnate.com, wo du für die kommerzielle Verwendung zwar bezahlen musst, aber in der Regel immer noch günstiger wegkommst, als mit angeheurten Künstlern. Einen Künstler anheuern ist natürlich auch eine Variante. Ich persönlich setze in der Regel auf einen Mix aus handgezeichnet und digital – je nach Stil, den ich erreichen will. Allerdings unterläuft bei mir alles handgezeichnete noch einer digitalen Nachbearbeitung. Manchmal geht es nur um die Aufbereitung für den Druck und andere Male wird noch ein bisschen mehr geändert. Das wichtigste ist, das der Stil der Karte zum Buch passt. Eine futuristisch aussehende Karte passt in der Regel einfach nicht zu Mittelalter-Fantasy.
Ich persönlich liebe es einfach mir die Weltkarten von Fantasy-Universen anzuschauen. Es hat etwas Magisches und trotzdem Anfassbares. Man kann mit seinem Finger nachverfolgen, welchen Weg die Helden gewandert sind und wo die großen Streitmächte aufeinanderprallen. Außerdem kann es helfen die Machtverhältnisse zwischen Ländern visuell zu verdeutlichen. Klar, man hört ja oft, dass Größe nicht alles ist, aber sie kann ein Indiz sein.
Wer will sich schon mit dem größten Land auf der Karte anlegen. Umso beeindruckender wirkt es dann, wenn das kleine Land trotzdem ein würdiger Gegner ist. Kados ist beispielsweise unheimlich groß, aber weitgehend von einer Wüste bedeckt. Außerdem scheint es in der Mitte der bekannten Welt zu liegen. Während es also auf den ersten Blick sehr groß und einnehmend wirkt, ist es vielleicht trotzdem nicht in der besten Position. Schließlich ist es quasi umzingelt und vielleicht sogar von anderen Ländern abhängig.
Fazit
Lasse deiner Kreativität freien Lauf, aber achte auch darauf, was der Leser möchte. Vielleicht möchtest du jetzt eine Karte zur Unterstützung deiner Geschichte oder aber du möchtest lieber darauf verzichten. Vielleicht haben sich auch nur die angestrebten Dimensionen geändert. Letztendlich ist es deine Entscheidung und ich hoffe, meine Tipps konnten dir etwas helfen. Falls du noch Fragen, Anmerkungen oder Themenwünsche hast, dann schreibe mir einfach an frage@kados.media oder über Social Media (@stubenvogel).