Mit Kritik umgehen ist schwer. Heutzutage wird außerdem oft der Begriff „Kritik“ verwendet, obwohl eher „Feedback“ gemeint ist. Beides kann hilfreich sein, wenn man richtig damit umgeht. Sollte man nicht wissen, wie das geht, dann führen nett gemeinte Ratschläge, genauso wie fiese Kommentare, oft zu Demotivation. Die folgenden Tipps sollen beim Umgang und der Unterscheidung von „Feedback“ und „Kritik“ helfen.

 

1. Kritik objektiv betrachten

Im Gegensatz zum „Feedback“, konzentriert sich die „Kritik“ ausschließlich auf Fehler, deren Analyse und eventuell einen möglichen Lösungsansatz. Das geht von „Da war ein Rechtschreibfehler auf Seite 2. Der sollte korrigiert werden, damit man das Kapitel versteht.“ bis „Das Buch ist miserabel, denn der Autor trifft meinen Geschmack nicht.“. Beide Fälle würde ich zu „Kritik“ zählen, weil sie sich ausschließlich auf die Fehleranalyse konzentrieren. Allerdings ist das zweite Beispiel subjektiv und damit komme ich zum wichtigsten Punkt beim Umgang mit Kritik: Bevor man sie sich zu Herzen nimmt, erst überprüfen, ob sie valide und relevant ist.

Ein Rechtschreibfehler lässt sich einfach nachschlagen. Eine subjektive Meinung sollte aber weniger schnell zu maßgeblichen Änderungen führen – vor allem, wenn sie ausschließlich negativ ist. Den manchmal gehört eine Person, die nichts Gutes über die eigene Arbeit zu sagen hat, nicht zur Zielgruppe. Trotzdem kann und sollte man den meisten Hinweisen nachgehen und versuchen auch aus Negativität etwas Positives zurückgewinnen. Lasse dich nicht zu sehr von Kritiken kompromittieren.

Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass Menschen, die wütend sind oder etwas Negatives zu sagen haben, viel schneller und öfter einen Kommentar abgeben, als diejenigen, denen deine Arbeit gefällt. Wenn jemand aufgebracht oder enttäuscht ist, dann wird er dir das eher mitteilen, als wenn diese Person einfach zufrieden mit deinem Werk ist. Das muss nicht so sein, aber ist leider trotzdem oft so – vor allem im Internet.

 

2. Positiv bleiben

Sieh deinen Kritikern eine harsche Formulierung nach, solange sie nicht beleidigend werden. Gehe auf die Kritik ein und teile mit, wenn du sie nicht für valide hältst. Bleibe ruhig, positiv und fundiert. Das ist schwer, denn man ist dem eigenen Werk meist sehr verbunden, aber so kann man die eigene Professionalität bewahren, eventuell ein positives Lernergebnis daraus ziehen und vielleicht sogar den ein oder anderen Kritiker besänftigen.

Meine Regel ist: Auch Negativität mit Positivität begegnen (natürlich geht das nur bis zu einem gewissen Maß).

Du musst deinen persönlichen Weg durch (möglicherweise harsche) Kritik finden, denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich und hat andere Toleranz gegenüber negativen Worten. Das gilt vor allem bei Kritik, die als unfair und unbegründet wahrgenommen wird. Ruhig bleiben und nicht sofort am eigenen Können zweifeln. Man kann sich immer steigern, aber vielleicht sind die eigenen Fähigkeiten auch nicht so schlecht, wie der Kritiker es darstellen möchte. Selbst die größten Künstler bekommen Unmengen an Kritik ab, die nicht immer gut begründet ist.

Manchmal bekommt man sogar Kritik von Leuten ab, die eigentlich nur mit deren eigenen Leistung unzufrieden sind und sich über einen selbst erheben wollen, indem sie denunzieren und regelrecht nach Fehlern suchen. Das sollte man jedoch niemandem einfach unterstellen und sich ohnehin professionell verhalten – also nicht persönlich werden und gesittet kommunizieren. Vielleicht hat die Person einen schlechten Tag oder tatsächlich einen guten Punkt und ihn nur nicht besonders nett formuliert hat. Unterstelle deinem Gegenüber am besten nichts.

Es kommt auch häufig vor, vor allem beim geschriebenen Wort, dass die Tonalität des Gegenübers falsch eingeschätzt wird. Habe beim Lesen von Kommentaren bestenfalls immer die freundlichste Betonung im Kopf, die du dir vorstellen kannst. Antworte so, wie du möchtest, dass dir geantwortet wird, auch wenn dem nicht so ist.

Wenn man sich selbst und das eigene Werk der Öffentlichkeit freigibt, dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass einem viel entgegenschlagen kann. Darauf muss man gefasst sein und gegebenenfalls den Umgang damit lernen.

 

3. Feedback bekommen

Nun zum wesentlich angenehmeren Teil: Feedback. Denn dieses beinhaltet auch positive Anmerkungen und sollte sich deshalb genauer angesehen werden. Hier hat jemandem deine Arbeit grundsätzlich gefallen oder zumindest etwas daran. Davon abgesehen, dass es immer schöner ist, wenn man Lob zur Kritik bekommt, kannst du nicht nur die Kritikpunkte verbessern, sondern dich auch auf die positiv hervorgehobenen Aspekte konzentrieren.

Feedback bekommen; zwei Leute geben einer dritten Person Feedback

Ich bekomme beispielsweise oft das Feedback zu meinen Büchern: „Während der ersten paar Seiten ist es noch etwas schwer alles zu verstehen. Das Glossar hilft allerdings sehr.“

Dieses Feedback ist toll, denn es zeigt, dass das Glossar Wirkung gezeigt hat. Ohne dieses, wäre ein reiner Kritikpunkt entstanden. Jetzt weiß ich, dass ich den Bucheinstieg zukünftig etwas besser gestalten sollte. Allerdings ist das Glossar eine gute Idee, die ich weiter verwenden werde, da sie manchen Lesern hilft und eine gute Ergänzung des Inhalts darstellt.

Es ist wesentlich einfacher, etwas Positives aus Feedback zu ziehen. Dennoch gelten auch hier die Punkte, die ich bei der „Kritik“ angebracht habe. Überprüfen und positiv bleiben.

 

4. Nicht persönlich nehmen

Wenn es um dein Werk geht, dann nimm es nicht allzu persönlich, auch wenn das schwierig ist. Kritik, die dich persönlich angreift, ist meistens wenig aussagekräftig. Dafür gibt es natürlich Ausnahmen. Wenn du beispielsweise deine eigene Biografie verfasst und in dieser davon schreibst, wie du etwas moralisch verwerfliches tust und daraus nichts lernst, dann kann die Kritik an deiner Person angebracht sein. Das ist allerdings recht selten der Fall und vor allem bei fiktiven Geschichten, sollte man den Künstler nur in besonderen Fällen mit seiner Kunst in Verbindung bringen.

Wenn du einen netten historischen Roman geschrieben hast und es in einer Kritik heißt „Der hat ja nicht mal ein abgeschlossenes Geschichtsstudium. Das Buch kann ja nur schlecht und voller falscher Informationen sein.“, dann kannst du diese getrost als spekulativ und unseriös erkennen. Denn deine schulische/berufliche Laufbahn sagt nicht aus, wie gut du dich in einem Thema auskennst. Dein Buch kann trotzdem voller korrekt recherchierter Informationen, Charme und Spannung stecken. Diese Person hat offenbar lieber nach deiner Karriere recherchiert, als dein Buch probezulesen und die darin enthaltenen Fakten nachzuprüfen.

Auch hier gilt das, was ich bei Punkt 3 erwähnt habe: wenn man sich an die Öffentlichkeit begibt, dann kann einem auch so etwas entgegenschlagen. Man muss oft erst lernen damit umzugehen, ruhig zu bleiben und sich nicht sofort von Kritik am eigenen Werk persönlich angegriffen zu fühlen – so schwer das auch ist. Falls jemand Kritik an deiner Person ausübt, dann ist das, vor allem am Anfang, schwer zu ertragen, denn schließlich ist man nur ein Mensch. Manche Leute verarbeiten das besser als andere. Kaum jemand, egal wie erfahren, bleibt von persönlichen Angriffen gänzlich unberührt.

In meiner Vergangenheit gab es solche unschönen Dinge glücklicherweise nur äußerst selten. Das Feedback, das ich im Laufe der Zeit erhalten habe, war überwiegend sehr positiv, hilfreich und motivierend. Dafür bin ich sehr dankbar und hoffe, dass es so bleibt.

 

5. Eigene Außenwirkung

Man hat selbstverständlich die Möglichkeit, die eigene Außenwirkung begrenzt zu beeinflussen.

  • Was findet man online über dich?
  • Hast du eine Website, auf der du deine Expertise preisgibst und damit Kredibilität aufbaust?
  • Gibt es vielleicht sogar Interviews mit dir?

Eine einfache Möglichkeit, die man anfangs hat, sind beispielsweise Social Media Plattformen. Möglicherweise sogar eine eigene Website. Außerdem kann es helfen, wenn du auf alle Kommentare, Feedback und Kritiken eingehst und in einen Dialog mit deinen Lesern trittst – solange du es schaffst freundlich, fundiert und professionell zu bleiben, wird das deiner Außenwirkung vermutlich zugutekommen.

Es ist respektabel, wenn ein Künstler auf Kritik und Feedback eingeht. Das heißt nicht, dass du es jedem recht machen und jeden Verbesserungsvorschlag umsetzen musst, aber nimm dir etwas Zeit, um zu antworten und deine Entscheidungen zu begründen. Vielleicht entscheidest du dich aber auch dafür, unter einem Pseudonym zu veröffentlichen und bevorzugst es, nicht öffentlich in Erscheinung zu treten. Die Vor- und Nachteile davon muss man für sich selbst abwägen.

 

Ich persönlich mag es, wenn mir jemand Feedback gibt und ich gehe auf nahezu jeden Kommentar, sowie jede E-Mail und andere Nachrichten ein. Die Kanäle dafür sind zahlreich. Ob auf YouTube, Facebook, über mein Kontaktformular, direkt per E-Mail an frage@kados.media oder beim Mittagessen – ich möchte meine Arbeit verbessern, mich austauschen und dazulernen. Dafür ertrage ich auch die seltenen ungehobelten Kommentare und erinnere mich lieber an die ganzen positiven Unterhaltungen.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Schreiben!

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Medienschaffender und Autor der Buchreihe "Die Legende von Kados" sowie der Beiträge dieser Website.