Der Buchtitel. Neben dem Cover und dem Klappentext ist er das, womit der potenzielle Leser zuerst in Kontakt kommt. Er kann Aufschluss über den Inhalt, die Grundstimmung und das Genre geben. Dementsprechend sollte man viele Gedanken in ihn stecken. Meistens hat man sofort einen Arbeitstitel parat. In einigen Fällen wird der sogar direkt zum wirklichen Buchtitel.
Meistens beschäftigt man sich aber irgendwann noch einmal mit der Titelfindung. Dafür möchte ich euch gerne ein persönliches Beispiel geben. Denn „Die Legende von Kados: Eine letzte Reise“ hieß nicht immer so. Hierbei handelt es sich übrigens um den Titel der Reihe und den Untertitel des ersten Bandes. Doch zu Untertiteln später mehr.
Aus Fehlern lernen
Mein ursprünglicher Arbeitstitel, den ich seit sehr vielen Jahren benutzte, war „ER: Die Reise von Ole.“. Dabei habe ich gleich mehrere „Fehler“ begangen. Aber zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung hatte ich mich so an den Titel gewöhnt, dass ich ihn keinesfalls mehr ändern wollte. Ich habe meine eigene Verbundenheit über alles andere gestellt. Beim großen Rework dieses Buches änderte ich nicht nur den Titel der Reihe von „ER“ in „Die Legende von Kados“, sondern auch unglaublich viel innerhalb des Buches. Einen guten Überblick über die Änderungen findet ihr auf meinem persönlichen Blog. Doch hier geht es vor allem um den Titel.
„ER“ klingt vielleicht geheimnisvoll. Man fragt sich eventuell wer „ER“ ist, aber es ist leider letztendlich eher nichtssagend, schwer über Suchmaschinen zu finden und vielleicht sogar etwas verwirrend. Möglicherweise verbindet man den Titel auch gedanklich mit „Es“ von Stephen King. Und bei der Aussprache kam es auch oft zu Verwechslungen mit dem englischen Wort „Air“. Nach meiner Überarbeitung des Buches gab es dann auch die ursprüngliche Verbindung vom alten Titel und dem Inhalt nicht mehr. Man kann sehr viel lernen, wenn man etwas veröffentlicht – so ging es mir. Wie bereits erwähnt, einen besser Überblick über meine gesamten Erfahrungen findet ihr in meinem Beitrag über die Änderungen.
Der neue Titel der Buchreihe sollte mehr über den tatsächlichen Inhalt, die Grundstimmung und das Setting verraten. Da das fiktive Land „Kados“ oft in der Mitte der Erzählung steht, wollte ich das auch im Titel wiederspiegeln. Damit man mein Buch findet, wenn man danach im Internet sucht, brauchte der Titel etwas mehr als einzelnes Wort. Das kann selbstverständlich auch funktionieren, aber ich empfand eine Wortgruppe als passender für das Genre und die Zielgruppe.
Um zu zeigen, dass es sich um einen Epos handelt, wählte ich das Wort „Legende“ und schon war „Die Legende von Kados“ geboren. Jetzt stellt sich einem potenziellen Leser vielleicht immer noch die Frage: Was ist mit „Legende“ gemeint? Eine Erzählung, eine Person in der Erzählung oder etwas ganz anderes? Der Titel ist also trotzdem etwas geheimnisvoll, aber sagt dennoch mehr aus. Zum Glück hat er sogar noch Unterstützung: den Untertitel.
Der hilfreiche Untertitel
Die Bände von „Die Legende von Kados“ sind zwar durchnummeriert, aber ein Untertitel verrät dem Leser, worum es in jedem einzelnen Buch geht – zumindest kann er helfen die Grundstimmung zu setzen und sich die einzelnen Teile besser zu merken. Für die Details gibt es ja noch den Klappentext. Wie man den gestalten kann, erfährst du in meinem Beitrag über Klappentexte.
Zuvor lautete der Untertitel „Die Reise von Ole.“. Ja, du siehst richtig: Ich habe einen Punkt an das Ende des Untertitels gesetzt. Das sieht nicht nur außerordentlich unschön aus, sondern ergibt auch wenig Sinn. Ich mag Satzzeichen – vielleicht mochte ich sie damals zu sehr. Verwende Satzzeichen in deinem Untertitel am besten nur, wenn er eine Frage, ein Ausruf oder zumindest ein ganzer Satz ist. Das ist für Fantasy-, Sci-Fi- und Steampunk-Bücher aber eher unüblich.
„Eine letzte Reise“ ist einfach zu sagen, zu schreiben und zu verstehen. Keine fremden Wörter, ein bisschen dramatisch klingend und sogar etwas abenteuerlich wirkend. Zusammen mit dem Cover vermittelt das die Grundstimmung gut, aber der Untertitel kann auch für sich alleine stehen.
Wenn man „ER“ auf Google gesucht hat, dann fand man alles, außer mein Buch. Wenn du bei Google „Die Legende von Kados“, „Kados Buch“ oder „Kados letzte Reise“ eingibst, dann findest du sofort mein Buch. Das möchte man. Du solltest am besten auch schon vor der Veröffentlichung im Internet nach deinem Wunschtitel suchen. Denn man möchte weder in rechtliche Schwierigkeiten mit einem Autor oder Verlag geraten, noch will man im Suchmaschinenkampf gegen eventuell viel bekanntere Bücher und Suchergebnisse antreten.
Es ist dabei in den meisten Fällen ein Fehler sein Buch ähnlich eines bereits etablierten Buches zu benennen, in der Hoffnung mehr Klicks und Käufe zu bekommen. Denn selbst wenn jemand aus Versehen „Harry Schmotter“ eintippt und so auf das Buch stößt, wird er höchstwahrscheinlich eher verärgert sein. Es kann sogar passieren, dass beispielsweise Google, dank Autokorrektur, ohnehin nur Ergebnisse für „Harry Potter“ anzeigt. Bleibe möglichst einzigartig und dem Genre angemessen. Denn du möchtest deine Zielgruppe erreichen.
Titelfindung im Überblick
Sehr ungewöhnliche Cover und Titel können zwar auch funktionieren, aber das ist ein reines Glücksspiel. Menschen haben oft eine gewisse Erwartungshaltung und suchen nach bestimmten Dingen. Mit dieser Erwartungshaltung zu brechen kann positive Auswirkungen haben, aber ist ein großes Risiko. Dieses Risiko kannst du natürlich eingehen. Meine Cover sehen ja letztendlich auch nicht nach klassischem viktorianischem Steampunk oder High-Fantasy aus.
Wenn du Mittelalter-Fantasy schreibst, dann sollte dein Buch aber vielleicht trotzdem lieber nicht „Weltraumabenteuer mit Space-Commander Schmotter“ heißen. Das ist allerdings nur ein Extrembeispiel. Letztendlich wissen wir ja, dass das kreative Arbeiten selten strikt nach Vorschrift läuft – gerade das macht es, meiner Meinung nach, so schön.
Die wichtigsten Punkte
- Passend zum Inhalt
- Dem Genre angemessen
- Möglichst einzigartig
- Nicht von den Werken anderer kopiert
- Online gut auffindbar (siehe die oberen Punkte)
- Möglichst auf Satzzeichen verzichten
- Untertitel sind nicht Pflicht, helfen aber bei Buchreihen und wenn euer Titel nicht gut für sich alleine stehen kann
- Möglichst nicht zu viele Fremdwörter/erfundene Wörter
- Sprecht euren Titel laut aus, um auszuprobieren, ob andere ihn theoretisch gut verstehen und richtig schreiben können („ER“ → „Air“)
- Dein Titel sollte dir gefallen, denn das bringt Freude
Man sieht, dass man sich sehr viele Gedanken machen kann. Ob man das auch sollte und muss, das darfst du gerne selbst entscheiden. Dein Buch kann auch ein Bestseller werden, wenn du dich nicht an meinen Erfahrungen orientierst. Ich hoffe aber, dass meine Empfehlungen und Tipps dir weiterhelfen können. Solltest du noch Fragen, Anmerkungen oder Themenwünsche haben, dann schreibe mir gerne an frage@kados.media oder bei Social Media (@stubenvogel).