Eine Fortsetzung zu einem eigenen Buch zu schreiben stellt einen vor viele spannende, aber auch vor schwierige Entscheidungen. Egal, ob du von Anfang an eine Buchreihe geplant hattest oder dich erst im Nachhinein dafür entscheidest, deiner Welt und Geschichte mehr beizufügen – eine Fortsetzung ist manchmal sogar anstrengender als ein komplett neues Werk.
Ich möchte dir aufzeigen, wo Herausforderungen entstehen können und wie man diese angehen kann. Denn derzeit befinde ich mich selbst in der Überarbeitung einer Fortsetzung und mache mir deshalb viele Gedanken über dieses Thema. In meinem Fall ist das Buch „Untergang eines Reiches„ zwar schon geschrieben, aber im Überarbeitungsprozess muss man mit einem anderen Auge auf die eigenen Zeilen blicken. Deshalb wird es bald einen extra Beitrag über die Überarbeitung und Korrektur geben. Abonniert gerne meinen Newsletter für Infos über die aktuellsten Beiträge und um die ersten 100 Seiten meines Buches kostenlos herunterzuladen.
1. Was ist der Mehrwert?
Zuerst sollte man sich die Frage stellen, was der Mehrwert einer Fortsetzung für den Leser ist. In vielen Fällen trägt eine Fortsetzung bei Fantasy-Büchern zur Komplettierung der Buchreihe bei. Denn, wenn du von Anfang an geplant hast, deine Story auf drei Bücher zu verteilen, dann ist eine Fortsetzung, nach dem ersten Teil, quasi obligatorisch. Vielleicht hattest du aber auch Pech und dein erster Teil kam nicht gut an – du hast allerdings auch eine neue, fantastische Idee! Dann arbeite vielleicht lieber daran.
Natürlich könnte es auch sein, dass die Fortsetzung den Vorgänger aufwertet und dessen Beliebtheit im Nachhinein erhöht. Das ist selbstverständlich kein leichtes Unterfangen und die wenigsten Leute starten mit Teil 2 in eine Buchreihe.
Die andere Möglichkeit ist, dass du eine weitere Geschichte in der Welt oder mit den Charakteren des Vorgängers schreiben möchtest. Dann hast du nicht den Druck irgendetwas vollenden zu müssen. Andererseits könnte es jemandem nicht gefallen, wenn du im Nachhinein etwas zu der Buchwelt hinzufügst, Charaktere sich doch noch einmal weiterentwickeln und ein besiegt geglaubter Antagonist zurückkehrt.
Versuche einfach deine bisherige Leserschaft und dein eigenes Werk zu respektieren und nicht, es als nichtig erscheinen zu lassen, indem du das, was die Protagonisten zuvor erreicht haben, nicht entsprechend würdigst. Davon darfst du natürlich abweichen, aber ich persönlich finde es schade, wenn der Antagonist meiner liebgewonnenen Helden plötzlich wieder zum Leben erweckt wird, damit ein neuer Protagonist (oder der alte noch einmal) gegen ihn kämpfen kann. Das entwertet, meiner Meinung nach, oft den Vorgänger.
2. Gewohnt oder neu?
Bleibst du bei der vorherigen Erzählstruktur oder erfindest du die Fortsetzung ganz neu? Leser haben vielleicht eine gewisse Erwartungshaltung, wenn sie den Vorgänger gelesen haben. Bei „Die Legende von Kados“ wechselt der Erzähler in jedem Buch. Das kann riskant sein, wenn sich der Leser bereits an den vorherigen Erzähler gewöhnt hat und ihn sympathisch findet. Falls die Erzähler in deinem Buch bisher sowieso des Öfteren gewechselt haben, dann ist das natürlich weniger zu beachten.
Auch die Erzählperspektive kann geändert werden. Das ist sogar noch riskanter, weil es den gesamten Schreibstil des Buches maßgeblich verändert. „Die Legende von Kados“ ist aus der zurückblickenden Ich-Perspektive geschrieben. Würde ich mich plötzlich dafür entscheiden, im Präsens aus der Erzähler-Perspektive zu schreiben, dann würde das vermutlich nicht zu den anderen Büchern in der Reihe passen und merkwürdig wirken.
Das heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann, aber ergibt sich daraus wirklich ein Mehrwert? Schließlich gab es Gründe, warum ich mich für die ursprüngliche Variante entschieden habe. Überprüfe, ob deine Entscheidungsgründe, die du beim Schreiben des Vorgängers hattest, auch in der Fortsetzung Anwendung finden.
Das waren nur einige Beispiele für mögliche Änderungen an der Formel des Vorgängers. Die Einzelheiten kannst nur du festlegen, denn du entscheidest, was beim alten bleibt und wo neue Ideen hermüssen. Ich empfehle einen Mix, damit sich der Leser leicht in dein neues Buch einfühlen kann, aber es trotzdem frisch wirkt. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich den Erzähler/Protagonisten in jedem Band wechsle.
3. Neuauflage des Vorgängers?
Dieser Punkt trifft in den seltensten Fällen zu, aber manchmal bietet er sich an. Du kannst, wenn du eine Fortsetzung veröffentlichst, auch eine neue Version des Vorgängers mitveröffentlichen. Das ergibt zum Beispiel dann Sinn, wenn dir ohnehin bereits kleinere oder größere Makel beim Vorgänger aufgefallen sind und du die Buchreihe gerne in einem gut gepflegten Zustand halten möchtest. Man ist zu diesem Zeitpunkt ja vermutlich ohnehin bereits im Workflow einer Überarbeitung.
Außerdem kannst du die Fortsetzung im Klappentext oder an einer passenden Stelle im Buch erwähnen und die Leser so darüber informieren, dass es mehr gibt. Das empfehle ich vor allem dann, wenn du keine Bandnummer auf dem Cover hast, weil du vielleicht zuvor keine Buchreihe geplant hattest, sondern dich erst später für das Schreiben einer Fortsetzung entschieden hast.
Was eine Neuauflage bedeuten kann, erfährst du in diesem Beitrag über die zweite Auflage.
4. Zielsetzung
Wenn du dir bereits die vorherigen Punkte angesehen hast, dann hast du bestimmt schon ein gutes Bild davon, was du mit deiner Fortsetzung erreichen möchtest. Ob es einfach die Bereicherung der Welt des Vorgängers, die Fertigstellung der Buchreihe oder einfach das Verdienen von etwas extra Geld mit dem Namen des Vorgängers ist – vielleicht auch alles davon – du solltest dir möglichst früh überlegen, wie du dir deine Zeit einteilst.
Natürlich ist der Schreibprozess von jedem etwas anders. Mir persönlich hilft es sehr, wenn ich mir 2 Stunden pro Werktag einrichte, in denen ich mich auf das Schreiben konzentrieren kann. Manchmal lenke ich mich zwar trotzdem selbst ab, zum Beispiel, indem ich Blogbeiträge schreibe, aber in der Regel kann ich fokussiert arbeiten. Dafür suche ich gerne eine Bibliothek oder einen anderen Ort mit wenigen Ablenkungen auf.
Bestenfalls finde ich noch zu anderen Zeitpunkten, wie am Wochenende, etwas zusätzliche Motivation. Wichtig ist, meiner Meinung nach, dass man regelmäßig schreibt, sich aber nicht überarbeitet. Die richtige Balance muss man für sich selbst finden.
Außerdem hilft es auch, wenn man sich Meilensteine im Voraus setzt und diese bis zu einem bestimmten Tag erreichen möchte. Beispielsweise die Fertigstellung eines Kapitels, einer Szene oder des Klappentextes. Egal wie groß oder klein diese Ziele aussehen – es motiviert enorm, wenn man sie erreicht und abhaken kann. Korrekturen kann man später in der Korrekturphase immer noch vornehmen – zumindest ist das meine Arbeitsweise.
Ich hoffe, dass ich dir ein paar gute Tipps mit auf deinen Weg geben konnte. Falls du Fragen oder hast Themenwünsche hast, dann schreibe mir einfach an frage@kados.media oder über Social Media (@stubenvogel).