Das Buch ist geschrieben und nun steht noch einmal doppelt so viel Arbeit an. Durch die Buch-Korrektur könnte bis zur Veröffentlichung noch eine Weile vergehen. Aber davon lassen wir uns nicht entmutigen, denn wenn man einen Plan hat, dann kann diese Phase der Bucherstellung sogar Spaß machen.

In diesem Beitrag geht es darum, wie man ein Buch ohne professionelles (und teures) Lektorat/Korrektorat selbst überarbeiten kann. Das ist beim Selfpublishing oft nötig, denn das private Budget ist zumeist begrenzt und vielleicht geht es dir wie mir: Du magst die volle Kontrolle und nimmst dafür auch die extra Arbeit in Kauf. Mit folgenden Schritten gehe ich an meine Kontrollgänge heran.

 

1. Zielsetzung der Buch-Korrektur

Zuerst solltest du dir grobe Ziele abstecken. Eine Deadline hilft oft dabei, sich doch noch einmal aufzuraffen und den selbst gesetzten Tagessatz zu schaffen. Bis wann soll beispielsweise die erste Korrektur-Runde durch sein und was beinhaltet sie? Hier ein Beispiel:

Das Buch hat 300 Seiten. Wenn man pro Tag 10 Seiten kontrollieren kann, dann kann man das in 30 Tagen schaffen. Danach geben wir das korrigierte Manuskript an unsere Testleser (z.B.: Freunde und Familie). Wie schnell diese durch das Buch kommen, hängt von deren Lesegeschwindigkeit ab, aber auch davon, wie viele Fehler im Buch sind, die sie finden und markieren.

Gebe deinen Testlesern definitiv eine Möglichkeit sofort Notizen zu machen (Kommentare bei Word oder Randnotizen bei einem gedruckten Manuskript). Weise sie auf die Möglichkeit hin und bitte sie darum, diese wahrzunehmen. Ansonsten bekommst du vielleicht nur ein generelles Feedback. Das wäre toll für eine Rezension, aber nützt bei der Korrektur nur recht wenig. Dann arbeitest du das Feedback ein. Insgesamt könnte das bis zu zwei Monate dauern. Das hängt aber sehr von deiner Arbeitsweise, den Testlesern und der Länge des Buches ab.

 

Außerdem solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Steht der Inhalt des Buches zu 100% oder ist noch Spielraum zur Veränderung?
  • Was könnte oder werde ich verändern oder anpassen?
  • Mache ich bereits eine grobe Formatierung, damit es die Testleser einfacher haben?
  • Füge ich bereits Bilder an den richtigen Stellen ein? (Mehr zu Bildern in Büchern)
  • Schaffe ich das? (die Antwort sollte ein motiviertes „JA!“ sein, denn du schaffst das, wenn du wirklich willst)

 

Ich mache in der Regel mindestens zwei bis drei solche Korrektur-Runden. Manchmal auch mehr. Die erste meist zur Rechtschreibprüfung, dann eine zur inhaltlichen Prüfung und schlussendlich am besten noch eine zur Feinabstimmung. Im Optimalfall mit passenden Testlesern. Dabei kann es auch passieren, dass die größten Änderungen erst in der 4ten Runde auftreten. Das heißt nicht, dass du etwas falsch gemacht hast. Nicht demotivieren lassen und vielleicht einfach noch eine Korrektur-Runde dranhängen.

Kleiner Tipp am Rande: der Inhalt sollte möglichst vor der großen Rechtschreibprüfung bereits zu 99% sicher sein. Wenn man danach noch einmal 30% des Inhalts komplett neu schreibt, dann tauchen dort mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Fehler auf. Nach solch maßgeblichen Änderungen immer noch einmal korrigieren.

 

2. Logikfehler

Schlimmer als Rechtschreibfehler oder eine unschöne Formatierung sind die Logikfehler. Sie können in der Geschichte auftreten, wenn man einen Fehler beim Nachdenken gemacht oder beim Umschreiben etwas übersehen hat. Es ist nicht schlimm, wenn so etwas passiert, denn dafür haben wir unsere Korrekturphase. Jetzt gilt es diese Ungereimtheiten ausfindig zu machen und sie zu korrigieren. Hier ein Beispiel für einen kleinen Logikfehler:

Der armlose Pirat hob den grünen Apfel mit seiner linken Hand vom Tisch und warf ihn dem Matrosen zu. Später aß dieser die rote Köstlichkeit.

Dieser Fehler ist einfach zu korrigieren. Wir könnten dem Piraten seine arme zurückgeben und die Farbe des Apfels im ersten Satz nicht erwähnen. Vielleicht lieber ein anderes Adjektiv.

Der einarmige Pirat hob den frischen Apfel mit seiner linken Hand vom Tisch und warf ihn dem Matrosen zu. Später aß dieser die vergammelte, rote Köstlichkeit.

Och Mist! Jetzt ist es mir bei der Überarbeitung doch glatt noch einmal passiert. Zum Glück haben wir später noch eine Korrekturphase. Doch zunächst noch ein bisschen mehr zu deiner eigenen Buch-Welt. Denn diese Regeln hast du vermutlich selbst festgelegt (vor allem bei Fantasy- und SciFi-Werken). Falls du mehr über Worldbuilding erfahren möchtest, dann habe ich alle Informationen zum Erschaffen einer Welt zusammengetragen.

Während der Überprüfung deiner Geschichte, solltest du auch darauf achten, dass du dich an die selbst festgelegten Regeln hältst. Städte sollte nicht versehentlich umbenannt werden, Charaktere nicht auf den letzten 20 Seiten plötzlich grundlos fliegen können und alles sollte mit den möglichen Vorgängern deines Buches zusammenpassen. Manchmal hilft es, wenn man ein persönliches Glossar mit Personen, Regeln und Orten führt. Darauf kann man dann zurückgreifen. Allerdings muss man es bei Änderungen auch aktualisieren.

 

3. Grobe Formatierung

Die grobe Formatierung kann man bereits in der ersten Korrektur-Runde vornehmen. Das bedeutet, dass man bereits Absätze einfügt oder entfernt, wörtliche Rede kursiv setzt oder die Schriftart auswählt. Alles, was man ohne viel Nachdenken nebenbei erledigen kann. Außerdem kann man diese Formatierung dann durch die ersten Testleser testen lassen. Vielleicht gefällt ihnen eine andere Schriftart wesentlich besser oder man hat zu viele Kapitel. Dann kann man vielleicht vor der nächsten Korrektur-Runde das ein oder andere Kapitel zusammenfassen und eine andere Schriftart auswählen.

Der einarmige Pirat hob den frischen Apfel mit seiner linken Hand vom Tisch und warf ihn dem Matrosen zu.
Später aß dieser die rote Köstlichkeit und schmatze: „Lecker!“

Viel besser. So können diese Beispielsätze doch stehen bleiben, oder?

 

4. Notizen

Nicht nur deine Testleser sollten Notizen machen. Falls dir etwas auffällt, du aber beispielsweise gerade keine Zeit hast es zu ändern, dann mache dir eine Notiz. Ebenfalls können Notizen nützlich sein, um dir zu merken, wo du eventuell später Bilder einfügen möchtest oder wo du gerade im Buch zuletzt gearbeitet hast. Dafür kannst du entweder eine Kommentar-Funktion nutzen. Die lasse ich meine Testleser verwenden und benutze sie auch gelegentlich selber.

Viel häufiger schreibe ich allerdings meine Notizen in viereckige Klammern. Dadurch kann ich sie einfach mit der Suchfunktion finden, egal mit welchem Programm ich sie öffne. Um mir die Stelle zu merken, an der ich zuletzt beim Korrigieren stehen geblieben bin, schreibe ich dort einfach „[hier]“ hin. Bei Plätzen für Bilder könnte das dann so aussehen „[bild von dunklem wald]“. Natürlich merkt man sich all diese Dinge nicht. Aber man kann ganz einfach nach den eckigen Klammern ( „[“ )suchen, um alle Kommentare zu bearbeiten und danach gegebenenfalls zu löschen.

Das System funktioniert natürlich nur mit Symbolen, die ansonsten nicht in deinem Buch vorkommen. Falls du eine andere Methode hast, dann schreibe mir gerne eine Nachricht. Ich würde mich darüber freuen.

 

5. Rechtschreibung und Grammatik

Bestimmt hast du in dieser Phase bereits einen Großteil der Fehler ausfindig machen können und das Feedback deiner Testleser einfließen lassen können. Eventuell hast du auch eine automatisierte Rechtschreibprüfung verwendet. Sehr gut ist es auch, wenn mindestens einer deiner Testleser sehr sichere Rechtschreibkenntnisse besitzt. Scheue aber nicht davor zurück, auch einfache Rechtschreibregeln nachzuschlagen. Manchmal ändert sich etwas in der Rechtschreibung oder man hat sich etwas falsch angewöhnt. Das ist normal, doch wir Selfpublisher müssen hier besonders achtsam sein.

Letztendlich gilt: Hauptsache man weiß was du meinst. Aber schöner ist es natürlich, wenn es zudem auch alles korrekt ist. Denn das zeugt von Professionalität und der Leser kann sich mehr auf die Inhalte konzentrieren, anstatt auf die Schreibweisen und den Satzbau.

Nach der letzten menschlichen Korrektur gehe ich das Geschriebene noch einmal mit dem LanguageTool durch. Dieses hat sich für mich als sehr zuverlässig erwiesen. Es funktioniert, meiner Erfahrung nach, wesentlich besser als die eingebaute Rechtschreibprüfung in Word. Im besten Fall lernt man dabei sogar etwas und das Tool schlägt irgendwann immer seltener Alarm. Die kostenfreie Nutzung kann für ein ganzes Buch etwas umständlich sein, reicht aber super für Stellen aus, an denen du dir unsicher bist.

 

6. Formatierung

Die Formatierung ist nochmal ein Thema für sich, über das ich voraussichtlich einen eigenen Beitrag verfassen werde. Bleibe gerne mit meinem Newsletter immer auf dem neusten Stand und bekomme die ersten hundert Seiten meines ersten Buches kostenlos zum Herunterladen.

Doch hier ein kurzer Überblick über einige der wichtigsten Schritte:

  1. Buchformat auswählen und Dokument dementsprechend anpassen
  2. Schriftart und Schriftgröße wählen
  3. Schriftart und Schriftgröße für Kapitelüberschriften wählen
  4. Seitenzahlen in das Dokument einfügen
  5. Absätze einfügen/anpassen und gegebenenfalls gleichzeitig Bilder einfügen (damit sich später nicht wieder alles verschiebt)
  6. Als PDF abspeichern und sich über ein toll formatiertes Buch freuen

Das war wirklich nur eine grobe Zusammenfassung und es gehören noch einige Details dazu, zu denen ich gerne später mehr schreibe.

 

Ich hoffe meine Schritte können eine Anregung für die Gestaltung deines individuellen Korrektur-Prozesses sein. Falls du ganz anders an diese Phase herangehst oder möchtest, dass ich noch etwas über ein anderes Thema verfasse, dann schreibe mir einfach an frage@kados.media oder über Social Media (@stubenvogel).

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Schreiben!

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Medienschaffender und Autor der Buchreihe "Die Legende von Kados" sowie der Beiträge dieser Website.